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Fujifilm Instax Mini 11 // Sofortbild ist nicht immer Polaroid

Neben den Wundern und Enttäuschungen der Neuzeit, materialisiert in der digitalen Foto- und Videografie, beschäftige ich mich auch immer mal wieder, in einem Anflug dezenten Hipstertums, mit der analogen Fotografie.
Ihr denkt jetzt wahrscheinlich assoziativ an 35mm Filmrollen und Spiegelreflexkameras der alten Generation. Ich meine aber eine wesentlich direkte Variante der Positiventwicklung. Das Sofortbild. Oder wie die meisten direkt schreien würden:

Is‘ das Polaroid?!

– jede*r der/die ein Sofortbild sieht, immer

Antwort: Nein.

Die fernöstliche Kameraschmiede Fujifilm versorgt seid einigen Jahren den Kameramarkt mit immer neuen Modellen der Instax-Reihe und das recht erfolgreich. Die Sofortbildkameras funktionieren ähnlich dem Vorbild des Original Polaroids, doch mit den technischen Details möchte ich euch gar nicht langweilen. Vielmehr kommen wir zum neuesten Lifestyle-Gadget, das eure Bilder im Scheckkartenformat sofort in ein haptisches Erlebnis verwandelt. Ob es nun ein positives oder eben ein negatives Erlebnis ist, sei dahingestellt.

Im April des Jahres 2017 veröffentlichte Fuji den Vorgänger, die Instax Mini 9. Ein Einsteigermodell ohne nennenswerte Einstellmöglichkeiten. Die Kamera spuckte Sofortbilder im Miniformat aus und machte primär eines: Spaß. Wenn man nicht groß Ansprüche hatte.

Auf die Mini 9 folgte nur knapp drei Jahre später ein neues Einsteigermodell: Achtung.
Die Instax Mini 11.
Ich habe die Kamera für euch getestet zack-dumm-bonjour: Hier sind meine Beobachtungen.

Design & Haptik

Das Design hat sich seit der Mini 8 nur geringfügig verändert. Mein erster Eindruck war, dass die Kamera etwas anorexisch geworden ist. Das ist keinesfalls dispektierlich gemeint. Der Body ist ähnlich geblieben, die Elemente nur etwas schmaler. Für meine recht großen Hände ist das nicht unbedingt schmeichelhaft, da die Kamera einfach schwerer in einer Hand zu halten ist, mangels Grip.

Zudem wundere ich mich etwas über die Anbringung des Suchers. Dieser ist rechts angebracht. WARUM ZUR HÖLLE RECHTS?!? Das macht keinen Sinn. Jetzt habt ihr als potentielle Instant-Fotografen entweder die gesamte Kamera oder eure Hand oder beides direkt vor der Nase… Das hat mich bei den Vorgängern schon gestört.

Die sonstigen Bedienelemente finde ich sehr intuitiv angeordnet. Der Auslöser hat einen angenehmen Druckpunkt und kann durch einen gummiartigen Kristall oder einen lumineszierenden Button noch aufgehübscht werden. Fancy.

Der, ich nenne ich jetzt mal Multifunktionsbutton, ist auch mit einem angenehmen Widerstand bedienbar. Ich hatte nie das Gefühl die Kamera aus Versehen an oder auszuschalten. Selbiger Button fährt beim Anschalten auch das Objektiv aus. Wenn ihr dann am oberen Rand des Objektives zieht, geht ihr in den Selfie-Mode. Coole Geschichte.

Die Kamera gibt es in fünf, komplett unnötig blumig umschriebenen Farben.
Diese da wären:
ICE WHITE (einfach nur weiß)
SKY BLUE (oder auch hell blau)
BLUSH PINK (pink, nichts anderes)
LILAC PURPLE (zu dt. lilanes Lila)
und CHARCOAL GRAY (schwarz, kein grau)

Die Farbpalette ist von quitschbunt bis gediegen schwarz relativ breit gefächert. Es sollte also definitiv für jede*n was dabei sein. Gerade die originäre Zielgruppe dürfte meiner Erfahrung nach sehr damit zufrieden sein.

Funktionsumfang

Die Kamera ist beworbener-maßen ein Lifestyle Gadget oder vielmehr Accessoire. Für ernsthafte Instant-Fotografie ist sie nicht vorgesehen und wird sie auch niemals benutzt werden. Und eines vorweg: Das kleine unförmige Ding soll Spaß machen und das tut es.

Die voll analoge Kamera hat zwei kleine Anzeigen: Einen mechanischen Bildzähler, der uns anzeigt, wie viele der 10 Bilder pro Kartusche noch verfeuert werden können und zweitens: Ist ein Film eingelegt. Damit ihr nicht den Fehler macht, die Kamera zu öffnen und die verbleibenden Filme sind automatisch alle belichtet und somit dahin.

Dann hat die Kamera einen Sucher, einen Belichtungsmesse und einen Dauerblitz.
Der Belichtungsmesser ist DIE Verbesserung zum Vorgängermodell. Warum musste grad die Belichtungsmessung verbessert werden?!

Die mini 11 lichtet Hintergründe und Motive auch in dunklen Szenen hell ab.

instax-webseite zur Instax Mini 11

Um es ins Fotografische zu übersetzen: Vorher Spotmessung, jetzt Matrix-Messung, so zumindest meine Interpretation. Was mich jedoch ernsthaft verwundert hat ist die Aussage auf der Werbeseite, dass die Bilder jetzt heller und besser belichtet seien. Meine Erfahrung mit den Vorgängern hat ergeben, dass die Motive, in der Regel Menschen, heillos überbelichtet waren. Was zuletzt auch daran lag, dass der Blitz immer viel zu hell war. Das Ende vom Lied war, dass ich den Blitz mit Malerkrepp überklebt habe.

Der Selfie-Modus

Auf Insta, Facebook, Snapchat und TikTok posten wir jeden Tag unsere liebsten Motive. Uns selbst. So hat auch Fujifilm für genau diese Motive eine noch herausstechendere Funktion mit reingerasselt. Den Selfie-Mode.

Wie aktiviert ihr nur selbigen?
Schritt 1: Kamera an / Objektiv ausfahren
Schritt 2: Nochmal vorne am Objektiv ziehen. (es erscheint „Selfie On“)
Schritt 3: Die Kamera nicht weiter als 50cm vom Gesicht, bzw. vom Körper weg halten.

Die Naheinstellgrenze (Mindestabstand vom Objektiv zum Motiv, is‘ wichtig wegen die Schärfe) im Selfie-Mode beträgt 30cm. Maximal jedoch sollte die Kamera 50cm vom Motiv entfernt gehalten werden. Mein Arm is 50cm lang. Ich gehöre mit 1,87cm und langen Armen aber sowieso zu den oberen 10% in Sachen „Arm als Selfie-Stange“ benutzen.

Genug der Technik: Wie sehen Selfies nun aus?

Selfie Mode Instax mini 11, (c) marcusmitc.com

Für ein besseres Verständnis der verschiedenen Instax Kameras habe ich einfach mal ähnliche Bilder unter der selben Lichtsituation mit der Instax mini 90 „neo“ gemacht.

Selfies mit zwei verschiedenen Kameras (v.l.n.r. mini 11; mini 90; mini 90); (c) marcusmitc.com

Ihr sehr recht deutlich, dass die Bilder mit der neo 90 weniger ausgebrannt und kontrastierter sind. Zudem sind die Motivkanten schärfer gezeichnet und der Hintergrund (eine sandfarbene Wand) ist klarer zu erkennen.
Ich sehe die Beschreibung vollkommen wertfrei, da hier ganz klar die klassische „Geschmacksache“ überwiegt.

Kurzer Exkurs: Landschaften

Landschaften sind definitiv nicht das, wofür dieses kleine, bunte Gerät konstruiert wurde, daher hier ein paar Eindrücke zur eigenen Meinungsbildung

Fazit

Die Mini 11 ist die logische Nachfolge im Einsteigersegment der Instax-Reihe.
Der Selfie-Modus wurde ausgebaut und leicht verbessert, da Fuji allem Anschein nach denkt, dass die Kamera nur zur Narzissmus-Befriedung der Generation Y oder Z nutzt.

Aus fotografischer Sicht wurden bekannte Probleme, wie die chronische Überbelichtung der menschlichen Motive, nicht behoben. Vorallem kommt dies im hoch gepriesenen Selfiemodus zum Tragen. Die Kamera belichtet nur unter kontrastarmen Lichtbedingungen richtig.

Die fotografische Sicht gilt hier allerdings in keiner Weise. Die mini 11 soll keine erstzunehmende Kamera sein, sondern ein Gadget für Partys und Treffen mit den Liebsten.
Die Kamera konserviert Erinnerungen und das tut sie recht zuverlässig. Sie macht Spaß und sie ist mit 79,00EUR UVP auch für die meisten erschwinglich. Geld verdient Fuji sowieso mit den Filmen, die leider immer noch viel zu teuer sind.

Kaufempfehlung? Nein.
Für kleines Geld mehr, bekommt ihr die „more Advanced“ Modelle wie die neo 90.
Spaßfaktor: hoch.
Die Mini 11 macht witzige Bilder, die ihr euch an den Kühlschrank oder die Bilderwand pinnen könnt, oder verschenkt die Bilder an Freunde oder die Familie.

In dem Sinne:
#keepitchaotic

euer marcusmitc

Eine Antwort zu “Fujifilm Instax Mini 11 // Sofortbild ist nicht immer Polaroid”

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