Eines vorweg: Wie in allen meinen bisherigen und kommenden Kommentaren steht hier meine eigene, nicht gekaufte oder sonst wie beeinflusste Meinung. Für diesen Test bin ich mit MEINEM Rad zu MEINEM Vertrauens-Elektronik-Vertriebler gefahren und habe mit MEINER Kreditkarte MEINE Kamera gekauft, und das alles nur um EUCH darüber zu berichten. Soweit die Formalien *zwinkersmiley*
auf Grund meiner Affinität für alles mit einer Sensor-Linse Kombination und Vater Überwachungsinternetz wurde mir diese Kamera-Serie vorgestellt
Das Hause Rollei aus dem schönen Hamburg ist vor allem für sein Kamera-Equipment und -zubehör bekannt. Und auf dieser Schiene bietet Rollei meines Erachtens nach auch sehr gute und preislich interessante Dinge an. Ich selber Fotografiere mit Rollei-Stativen und nutze den Fernauslöser von Rollei. Einfach weil die Sachen zuverlässig funktionieren.
Als armer Azubi war ich vor einigen mehreren Jahren der festen Überzeugung eine Action-Cam zu brauchen. Ich also hin und habe mir für damals um die 50,00 EUR die Rollei Actioncam 300 gekauft. Das gute Stück konnte sage und schreibe 720p/30 fps und Fotos mit interpolierten 5mp schießen. Das war mein wenig geglückter Einstieg in die Welt der Actioncams. Es folgten weitere Modelle verschiedener Hersteller.
Vorgespult in das vergangene Jahr 2019. Am 06. Dezember hat Rollei gleich eine ganze Serie neuer Actioncams vorgestellt. Die 6s plus, 8s plus und 9s plus.
Ein Modell-Vergleich (technische Daten)
6s plus
4k / 30fps
16MP (interpoliert)
170° Weitwinkel
850 mAh (wechselbar)
max. 64GB SDHC
LCD Touch-Screen
Wasserdicht bis 10m ohne Gehäuse
UVP: 99,00 EUR
8s plus
4k / 60fps
20MP (interpoliert)
170° Weitwinkel
1000 mAh (wechselbar)
EIS-Technologie
max. 64GB SDHC
LCD Touch-Screen
Farb-Frontdisplay
Wasserdicht bis 10m ohne Gehäuse
UVP: 149,00 EUR
9s plus
4k / 60 fps
20MP (interpoliert)170° Weitwinkel
1000 mAh (wechselbar)
EIS-Technologie
max. 64GB SDHC
LCD Touch-Screen
Farb-Frontdisplay
Wasserdicht bis 10m ohne Gehäuse
UVP: 199,00 EUR
Huch?! 50,00 EUR mehr für nichts? Gut, das Gehäuse ist nicht schwarz wie bei der 8s plus, sondern geht fast in die Richtung DJI-Grau (ein Schelm wer böses denkt), aber für n bisschen Farbe so viel Geld? DJI erklärt das meine Nachfrage so:

Okay. Akzeptiert. Überprüfen kann ich es leider nicht. Zur Low-Light-Performance der Kamera findet ihr später und im Video mehr.
Für diejenigen unter euch, denen Blooming und Smear nichts sagen: Blooming ist ein Phänomen das auftritt, wenn Flecken oder Kreise um ausgebrannte Stellen im Bild entstehen. Smear finde ich selbst in diesem Kontext etwas schwierig, aber theoretisch heißt das, dass Verschmutzungen im Bild reduziert werden. In der DSLM/DSLR Fotografie kennt ihr das bestimmt von Dreckflecken auf dem Sensor… unschöne Geschichte.
Konkurrenz zur DJI Osmo Action
Technisch bietet die Rollei 8s plus ein sehr rundes, grundsolides Bild. Sie hält was sie euch als Nutzer verspricht. Das und nicht mehr. Die eingebauten Funktionen sind teilweise sehr praktisch, teilweise unter der Kategorie „nett“ zu finden. Das alles zeichnet die Camera (und seinen großen Bruder) aber nicht primär aus.
Stichwort: Vlogging.
Kurzes Intro für diejenigen unter euch deren natürlich Habitat nicht YouTube ist: Vlogging ist ein kompositorischer Neologismus aus den Worten Video und Blogging. Also Video Blog. Kurz Vlog oder auch V-Log.
Der geneigte Vlogger filmt in der Regel sich selber. Was sieht man nicht, wenn man sich selber filmt? (außer man schleppt schweres Gerüst mit sich rum und hat einen Flip-Screen?). Richtig: Sich selber. Und DJI hat es vorgemacht: Man sehe und staune und baue einen Frontdisplay ein.
Der Frontdisplay muss nichtmal von der Qualität überragend sein.
So ein Frontdisplay sollte einen Zweck erfüllen: Ist man selber scharf im Bild oder nicht?
Und das tut der kleine Screen von Rollei auch. Zudem kann man noch vom Foto- in den Videomode wechseln und sieht in was für einer Auflösung man gerade filmt. Das wars.
Ihr wechselt zwischen den Displays indem ihr ein wenig länger auf die M-Taste oben auf der Kamera drückt.
Bei DJI gibt es für den Wechsel eine eigene Taste und das Ganze geht auch etwas fixer. Aber nicht viel. Wie bei DJI ist der kleine Frontdisplay natürlich nicht berührungsempfindlich.
Zweites Stichwort: Einstellen des Bildausschnittes.
Wird eigentlich schon fast im Vlogging mit eingeschlossen, ist aber natürlich nicht singulär dafür geeignet. Um eine Actioncam einzustellen hatte man bisher zwei Möglichkeiten. 1) Die Kamera „von hinten“ bedienen oder 2) Die Kamera mit dem Smartphone verbinden und über den Liveview einstellen.
Alles andere war Raten, Schätzen, Hoffen. Hab da meine Erfahrungen gemacht. Ist nicht gut ausgegangen.
Über den kleinen Frontdisplay könnt ihr jetzt auch wunderbar den Bildausschnitt einstellen, wenn ihr die Kamera nur von vorne sehen könnt. Für z.B. Selfies oder kurze Videos von sich selber oder oder oder.
Die Bildstabilisierung (EIS)
Ice, Ice Baby.
– Vanilla Ice, 1989, wenig begabt, trotzdem berühmt
Nach Hyper Smooth, Rock Steady und zuletzt sogar Hyper Smooth 2.0 reiht sich auch Rollei in die Riege der schönen Anglizismen für Ihre Elektronische Bildstabilisierung ein. Die Elektronic Image Stabilisation (EIS) schafft auch in der 8s plus und 9s plus ein verwacklungsfreies und sauber laufendes Bild. Im Video könnt ihr eine Probeaufnahme auf einem Fahrrad im normalen Stadtverkehr sehen. Läuft flüssig, wirkt aber nicht zu stark gekünzelt. Hier gilt jetzt für jeden: Muss man mögen. Solltet ihr es flüssig wie ein (Achtung Wortwitz) Eis in der Sahara haben wollen, dann ist dies nicht in Gänze die richtige Kamera. Bei dem Preis aber auch voll in Ordnung. Ohne die elektronische Bildstabilisierung bekommt ihr schon ne Gehirnerschütterung vom Zuschauen. Immer schön anlassen das Ganze.
Kritikpunkt: Die App
Der Branchenstandard wird eingehalten. Die Kamera kann ein eigenes WLAN Netz aufbauen und ist somit mit eurem Smartphone oder Tablet steuerbar. ABER: Es gibt schon wieder ein neue APP für die neue Serie. WARUM?!
Ich habe die Kamera aus purer Neugierde einmal mit der App für die 550/560 Touch verbunden. Die Verbindung hat zwar funktioniert, aber ist nach kurzer Zeit abgestürzt. Also doch die neue App runter laden. Die Verbindung funktioniert stabil und alle Einstellungen lassen sich gemütlich und halbwegs übersichtlich am Handy einstellen. Die Vorschau, die euch angezeigt wird, reicht eben dafür: Als Vorschau. Sichtbare und leicht nervige Latenzen mit inbegriffen.
Was ich persönlich sehr gut finde ist, dass ihr die WLAN-Funktion der Kamera jetzt über die Powertaste starten könnt (Durch so mittellanges Drücken). Auch im Case ist diese somit leicht aufrufbar.
Aber, aber, aber: Da Speicherplatz auf einigen Mobilgeräten mehr kostet als 1 Quadratmeter Kalt-Miete in Berlin-Mitte, ist es nur nervig, dass es schon wieder eine neue App da ist. Hier ein Leserbrief:
Liebes Rollei-Team,
ich habe schon so viele gute Apps von euch. Ich kann ja verstehen, dass ihr gerne vielfach vertreten sein wollt auf meinem Handy. Aber muss das sein? Warum tut ihr mir das an? Was habe ich euch getan?
Müsst ihr immer eine neue App raus bringen? Warum updated ihr nicht die bestehenden? Warum? Einfach erweitern. Geht doch auch. Siehe Mimo.
Arbeitet da bitte dran. Danke
Euer
Marcusmitc

Die Videoqualität
4K / 60frames per second. Für welchen videophilen Menschen klingt das nicht nach warmen Honig der den Rand der Teetasse langsam runter gleitet und das Heißgetränk zu einem wahren ostfriesischem Hochgenuss werden lässt?
Spaß beiseite: Die Videos sind bei guten bis optimalen Lichtbedingungen sehr gut und können sich sehen lassen. Potentielle Blockbuster kann man da natürlich nur bedingt gut mit drehen, aber einen Independent-Kurzfilm zu Flora und Fauna der Wildeshauser Geest kann dadurch auch zu einem Kassenschlager werden. Die Kamera ist ja auch keine Filmkamera für die man eine Ausbildung braucht, sondern vor Allem eins: Eine sehr gut funktionierende Actioncam. Und sie erfüllt ihren Zweck voll und ganz. Sie ist klein. Sie ist robust und sie zeichnet eure Action auf. Und zum Vloggen bei guten Lichtbedingungen taugt das Ding auch durchaus.
Lediglich bei schlechten Lichtverhältnissen macht die Kamera schnell die Grätsche. Beweisfootage dazu könnt ihr in dem Video sehen. Bei. einem so kleinen Sensor aber auch nicht anders zu erwarten und somit vollkommen im Limit.
Haptik und Bedienbarkeit
Eins vorweg: Der Touchscreen der Actioncam 550 Touch war… Naja… grottig. Also echt schlimm. Hakelig und brauchte teilweise mehrere Anläufe bis er reagiert hat. Hier hat der Hersteller durchaus nachgelegt. Ihr werdet es merken, wenn ihr die Kamera nicht über das Smartphone bedienen wollt.
Der Touchscreen reagiert mit leichten Verzögerungen auf eure Eingaben und zwischen dem Foto- und dem Videomodus lässt sich sehr gut wechseln.
Die unterschiedlichen Videomodi könnt ihr durch zwei Klicks anpassen. Die Voreinstellungen sind übersichtlich im Menü angeordnet.
Wenn ihr einmal heraus gefunden habt, wie die Menüführung im Case aufgebaut ist, dann geht auch die relativ gut von der Hand. Wenn sie auch etwas länger dauert. Tipp hier: Vorher alles einstellen. Sobald das Ding im Case ist, nur noch „Aufnahme“ drücken. Macht euch das Leben leichter. Believe me.
Eines muss ich ergänzen, wenn es auch ein sehr subjektiver Eindruck ist: Ich habe diese Kamera einfach super gerne in der Hand. Sie fühlt sich wertig an. Die Komponenten haben einen angenehmen Druckpunkt und es scheint alles solide verbaut. Dieses Eindruck habe ich bei anderen Kameras, auch wenn sie technisch spitze sind, einfach nicht. Auch der Frontdisplay macht einfach gute Laune.
Fotoqualität
Kurz und Knapp: i.O.
(Actioncams sind nicht für Fotos – Sie sollen ordentliche Videos machen)
Ein Fotobeispiel findet ihr aber natürlich trotzdem am Ende des Videos.
Fazit
Zwei Dinge sprechen eindeutig für diese Kamera:
1. Der Frontdisplay. Er erleichtert euch das Leben. Und somit auch das Filmen. Er macht kompromisslos Sinn.
2. Der Preis. 149 EUR für eine so gute Actioncam. Und nem Haufen Zubehör für das ihr im Hause GoPro euer Erstgeborenes verkaufen müsstet? Da gibts nichts zu meckern.
Die Kamera liefert euch solides, für den Preis sehr gutes Filmvergnügen. Mit minimalen Abstrichen.
Kritikpunkte:
Kein externes Mikro anschließbar. Der Frontdisplay läd natürlich zum Vloggen ein. Sollte hier aber nur als Backup-Kamera dienen.
Die Klappen zum Entfernen der Speicherkarte lässt sich nur schwer bedienen und nervt somit ziemlich.
Low Light Performance… naja. Ist eher schlecht.
Wenn ihr ein Haufen Features haben wollt und eine Bildstabilisierung, die schon fast einer perfekt synchronisierten Kamerafahrt ähnelt: Nehmt die teueren Kameras.
Wenn ihr für kleines Geld eine grundsolide Kamera haben wollt. Ohne Schnickschnack. Dann nehmt die Rollei 8s plus.
Klare Ausprobierempfehlung!
#keepitauchmitdiesercamchaotic
Euer
marcusmitc